US-Aktienmärkte im Juni 2025: Eine Rallye zwischen diplomatischen Erfolgen und geopolitischen Schockwellen
Der Juni 2025 entpuppte sich als einer der dramatischsten und gleichzeitig erfolgreichsten Monate für die amerikanischen Aktienmärkte seit Jahren. Nach dem verheerenden April, in dem Trumps Handelskrieg die Märkte an den Rand einer Bärenmarkt-Korrektur getrieben hatte, schrieben die Märkte im Juni eine bemerkenswerte Comeback-Geschichte.
Der S&P 500 erreichte neue Allzeithochs mit einem Monatsgewinn von 5,1 %, während der Nasdaq Composite mit 6,4 % Zuwachs glänzte– getragen von einer perfekten Mischung aus handelspolitischen Durchbrüchen, robusten Unternehmensgewinnen und der ungebrochenen KI-Euphorie. Doch hinter dieser glänzenden Fassade verbargen sich dramatische Wendungen: vom 12-tägigen Iran-Israel-Krieg bis hin zum historischen Verfall des US-Dollars um über 10 % im ersten Halbjahr.
Handelsdiplomatie zwischen Erfolg und Deadline-Poker
Das Herzstück der Juni-Rallye bildeten die bemerkenswerten Fortschritte in den US-Handelsbeziehungen, die nach dem chaotischen April wie ein Befreiungsschlag wirkten. Es wurde ein „historisches Handelsabkommen“ mit China verkündet, das die Grundlage für eine neue Ära der Wirtschaftsbeziehungen legen soll. Wieviel Substanz am Ende übrigbleibt, wenn sich der Theaterrauch verzogen hat, bleibt abzuwarten.
Das Abkommen brachte vordergründig strukturelle Verbesserungen mit sich: China verpflichtete sich zur Wiederaufnahme der Seltene-Erden-Exporte an die USA, während Washington im Gegenzug eine Reihe restriktiver Maßnahmen gegen chinesische Unternehmen aufhob. Die Zollstruktur stabilisierte sich bei einem komplexen, aber vorhersagbaren System: Alle chinesischen Importe unterliegen einem Basis-Zollsatz von 10 %, während spezifische Waren zusätzliche Aufschläge tragen – 20 % für fentanyl-bezogene Produkte und 25 % für Güter unter Section 301-Bestimmungen
Trump zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen und verkündete: „We made a great deal with China. We’re very happy with it“. Das Abkommen beendete vorläufig die Phase extremer Unsicherheit, die seit dem „Liberation Day“ im April die Märkte belastet hatte.
…bis zur nächsten Kehrtwende.
Während sich die China-Beziehungen stabilisierten, blieb die EU-Situation angespannt. Die ursprünglich für den 9. Juli geplanten 50 %igen Strafzölle auf EU-Waren hingen wie ein Damoklesschwert über den transatlantischen Beziehungen. Präsident Trump signalisierte jedoch mal wieder Flexibilität und deutete an, dass Deadlines nicht in Stein gemeißelt seien.
Geldpolitik im Spannungsfeld der Unsicherheit
Die Federal Reserve hielt auch im Juni – ganz zum Verzagen von Mister Trump – an ihrer abwartenden Haltung fest und beließ die Zinssätze zum vierten Mal in Folge unverändert zwischen 4,25 und 4,50 %. Doch diesmal sendete die Notenbank vorsichtig optimistischere Signale: Das berühmte „Dot Plot“ deutete weiterhin auf zwei mögliche Zinssenkungen bis Ende 2025 hin.
Die Inflationsdaten unterstützten die vorsichtig optimistische Haltung: Der Verbraucherpreisindex stieg im Mai nur um 0,1 % gegenüber dem Vormonat – deutlich weniger als die erwarteten 0,2 %. Die Kern-Inflation blieb mit 2,8 % auf Jahresbasis zwar über dem Fed-Ziel, zeigte aber eine Verlangsamung gegenüber den Vormonaten.
Der dramatische Iran-Israel-Konflikt und seine Marktauswirkungen
Der 13. Juni markierte einen Wendepunkt in der globalen Geopolitik: Israel startete die „Operation Rising Lion“ mit massiven Luftangriffen auf iranische Nuklear- und Militäranlagen. Was als präventiver Schlag gegen Irans Atomprogramm begann, eskalierte schnell zu einem 12-tägigen direkten Krieg zwischen den beiden Erzfeinden.
Iran antwortete mit beispielloser Härte: Über 550 ballistische Raketen und mehr als 1.000 Drohnen wurden gegen israelische Ziele abgefeuert. Am 21. Juni eskalierte der Konflikt weiter, als die USA drei iranische Nuklearanlagen bombardierten, um Israel zu unterstützen. Iran revanchierte sich prompt mit Raketenangriffen auf die Al Udeid Air Base in Katar – den größten US-Militärstützpunkt in der Region.
Die Märkte reagierten zunächst mit Panik: Ölpreise schossen um 15 % nach oben und erreichten zeitweise über 75 Dollar pro Barrel, während Gold neue Rekorde von über 3.365 Dollar pro Unze markierte. JP Morgan warnte vor einem möglichen Anstieg der Ölpreise auf 120-130 Dollar bei einer Blockade der Straße von Hormus.
Glücklicherweise konnte am 24. Juni ein von den USA und Katar vermittelter Waffenstillstand erreicht werden, der bis zum Monatsende zumindest erstmal anhielt. Präsident Trump verkündete triumphal: „Both Israel and Iran reached out to me almost simultaneously with the message — ‚Peace.‘ The World, and the Middle East, are the real WINNERS!“.
Hier zeigt sich, wie wichtig der im Vergleich zum Vorjahr niedrige Ölpreis als Gegengewicht zu den inflationstreibenden Zöllen für die Politik Trumps ist. Daher kam ihm die Eskalation im Nahen-Osten denkbar ungelegen und er hat sich für die Lösung entschieden, die ihm die vermeintlich schnellste kurzfristige Beruhigung bringen würde, auch wenn das Problem nur aufgeschoben ist. Doch in einem Jahr ist die einmalige Inflationswirkung der Zölle durch.
Technologie-Renaissance und KI-Euphorie 2.0
Der Technologiesektor erlebte im Juni eine spektakuläre Renaissance, angeführt von den üblichen Verdächtigen der „Magnificent Seven“. Nvidia krönte sich erneut zum wertvollsten Unternehmen der Welt mit einer Marktkapitalisierung von knapp 4 Billionen Dollar, nachdem die Aktie um mehr als 60 % von ihrem April-Tiefstand gestiegen war. Das war aber wiederum auch nur der Stand von Februar. Somit kann man zusammenfassend sagen: Trotz enormer Bewegungen und viel Aufregung an den Aktienmärkten, ist am Ende kaum etwas passiert.
Microsoft zeigte sich gleichfalls robust: Das Unternehmen meldete 12 % Umsatzwachstum und prognostizierte 20-22 % Wachstum für sein Intelligent Cloud-Segment. Allerdings sorgte ein ehrgeiziger 80-Milliarden-Dollar-Investitionsplan für 2025 für Stirnrunzeln bei den Anlegern. Aber Microsoft kann sich das leisten. Die Investitionen von heute sind die Gewinne von morgen.
Amazon glänzte mit Bestwerten: Das Unternehmen meldete einen 62 %igen Anstieg des Gewinns je Aktie im ersten Quartal, während Amazon Web Services (AWS) mit 29,3 Milliarden Dollar Umsatz und 17 % Wachstum überzeugte.
Apple kämpfte weiterhin als einziges Mitglied der „Magnificent Seven“ mit Gegenwind und blieb im negativen Bereich für das Jahr 2025. Die Worldwide Developers Conference konnte die Erwartungen der Anleger nicht vollständig erfüllen. Aber Apple hat spannendes in der Pipeline. Dazu demnächst mehr.
Wirtschaftsdaten zwischen Stärke und Schwäche
Die US-Wirtschaftsdaten sendeten gemischte Signale aus. Der Arbeitsmarkt zeigte überraschende Robustheit: Die Wirtschaft fügte im Juni 147.000 Arbeitsplätze hinzu, deutlich mehr als die erwarteten 110.000. Die Arbeitslosenquote fiel auf 4,1 % – entgegen den Erwartungen eines Anstiegs auf 4,3 %.
Doch unter der Oberfläche zeigten sich beunruhigende Trends: Die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit stieg auf 23 Wochen, während der Anteil der Langzeitarbeitslosen auf 23,3 % kletterte – nahe einem Dreijahreshoch. Viele Unternehmen pausieren wichtige Entscheidungen, einschließlich Neueinstellungen, aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten um Trumps Zollpolitik.
Das Verbrauchervertrauen zeigte eine spürbare Abkühlung: Der Conference Board Index fiel auf 93,0 Punkte im Juni von 98,4 im Mai. Zölle blieben weiterhin das dominante Thema in den Köpfen der Verbraucher, trotz der diplomatischen Fortschritte.
Die Konsumausgaben schwächelten: Im Mai fielen sie um 0,1 % – der erste Rückgang seit Januar. Ein fast 50 %iger Einbruch der Autoverkäufe war ein wesentlicher Treiber, da Verbraucher im März und April Käufe vorgezogen hatten aus Furcht vor steigenden Zollkosten.
Dollar-Kollaps und Währungsverschiebungen
Eine der dramatischsten Entwicklungen im Juni war der historische Verfall des US-Dollars. Der Dollar-Index stürzte um 10,8 % im ersten Halbjahr 2025 ab – der schärfste Rückgang seit über fünf Jahrzehnten. Im Juni allein verlor der Dollar weitere 2,37 %
JPMorgan-Analystin Meera Chandan prognostizierte anhaltende Dollar-Schwäche gegen wichtige Währungen. Der Euro wurde bei 1,20-1,22 Dollar erwartet, während der Dollar auf 140 Yen schwächen könnte. Das ist durchaus im Sinne von Donald Trump und den US-Konzernen, deren internationale Wettbewerbsfähigkeit oder – da, wo es keinen Wettbewerb gibt (Meta/Google…) – deren Gewinn (in USD) deutlich steigt.
Wir sehen einmal mehr, wie wichtig die derzeit 100 %ige Absicherung des EUR/USD-Wechselkurses in solchen Szenarien für uns in den US-lastigen Fonds ist.
Fazit: Ein Monat der Extreme und Wendungen
Der Juni 2025 wird als Wendepunkt in die Marktgeschichte eingehen – ein Monat, der die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen, Krieg und Friede, Börseneinbruch und Kursexplosion in sich vereinte.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
- Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
- Technologie-Aktien bleiben der Motor der amerikanischen Börsen
- Der Dollar wird günstiger, bleibt aber unangefochten Weltleitwährung… mangels Alternativen.
- Die Volatilität wird weiter herausfordernd bleiben
- Für US-Unternehmen könnte ein Goldilock-Szenario bevorstehen. Eine Mischung aus konzernfreundlicher Wirtschafts- und Steuerpolitik, Zollhämmern für die leidige Konkurrenz und deutlichem Rückenwind durch einen schwächeren US-Dollar.
Für Anleger gilt weiterhin die Devise der Flexibilität: In einem Umfeld, in dem sich geopolitische Landschaften über Nacht ändern können und Handelspolitik per Tweet verkündet wird, sind Anpassungsfähigkeit und Absicherungsstrategien entscheidender denn je.
Marktentwicklung im Juni 2025
Der S&P 500 ist im Berichtszeitraum (01.06. bis 30.06.25) um 1,28 % gestiegen, der technologielastige Nasdaq 100 verbuchte ein Plus von 2,54 % jeweils in Euro.
Der Dirk Müller Premium Aktien Fonds defensiv handelte per Ende Juni 2025 bei 88,73 Euro, der offensive Fonds handelte per Ende Juni 2025 bei 125,56 Euro.
Der Dow Jones Industrial Average in Euro stieg zum Vergleich um 0,65 % in Euro.
Aus rechtlichen Gründen ist es nicht mehr gestattet, die Wertentwicklung unserer Fonds für einzelne Monate darzustellen.
Hinweis: Frühere Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen stellen keinen verlässlichen Indikator für die künftige Wertentwicklung dar.
Mit den besten Wünschen für eine glückliche Zeit
Ihr
Dirk Müller & Fonds Team
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