Der S&P 500 Index befindet sich seit Oktober 2022 in einer Seitwärtsbewegung zwischen 3.800 und 4.200 Punkten. Der technologielastige Nasdaq-100-Index zeigt sich dynamischer und konnte mit 13.200 Punkten per Ende März auf den höchsten Stand seit August 2022 steigen.
Die großen Sorgen rund um die Bankaktien, die im S&P 500 eine hohe Gewichtung haben, hielten diesen in Schach, während es eine regelrechte Fluchtbewegung von den Konten zahlreicher kleiner und mittlerer Banken hin zu den Finanzkrisen-fernen Tech-Giganten gab, die in der Regel über eine geringe Schuldenlast und hohe Ertragskraft verfügen.
Die US-Wirtschaftsdaten sind stark widersprüchlich und lassen einmal mehr Fragen über die Qualität der Datenerhebung aufkommen. Klar ist jedoch, dass immer mehr Wirtschaftsindikatoren unter dem Druck der Zinsanhebungen nachgeben. Die Inflation stabilisiert sich zudem auf weiter hohem Niveau.
Die von uns seit langem beschriebene Stagflation (starke Inflation bei rückläufiger Wirtschaft) nimmt immer klarere Form an.
Die US-Zentralbank verschlimmert die Lage notgedrungen. Die weiteren Zinsanhebungen – angeblich wegen der Inflation – und gleichzeitige Ausweitung der Zentralbankbilanz – „Gelddrucken“ zur Bankenrettung – in Höhe von bereits jetzt mehreren hundert Milliarden US$, sind vergleichbar mit dem gleichzeitigen Betätigen von Gas- und Bremspedal. Die Folgen sind bekannt.
Auch wenn das kurzfristige Liquiditätsproblem der Banken unterbrochen wurde, ist das Ertragsproblem größer geworden. Die Banken müssen kurzfristig höhere Zinsen an die Einleger bezahlen (die hochverzinsten US-Staatsanleihen saugen ansonsten die Einlagen ab), gleichzeitig bekommen die Banken kaum Zinsen für ihre vor langer Zeit bei null-Zins erworbenen Anleihen.
Als wäre dieses Problem nicht groß genug, sorgen die steigenden Zinsen (in Kooperation mit Homeoffice und Wirtschaftsrückgang) für einen massiven Einbruch der Gewerbeimmobilien-Preise. Entsprechende Verluste und Zahlungsausfälle belasten die Banken zusätzlich. Hier ist ein Teufelskreis entstanden, auf dessen tödliches Ende für zahllose Banken die internationalen Hedgefonds derzeit Milliarden US$ wetten. Man spricht bereits vom „Big-Short 2.0“ in Anlehnung an die Ereignisse von 2008.
Die Bankenkrise ist also keineswegs ausgestanden, wir erleben gerade erst ihren Anfang. Mit einigen kleinen und mittleren US-Banken hat es begonnen, doch inzwischen ist auch die systemrelevante Credit Suisse unter die Räder gekommen und musste mit rechtlich fragwürdigen Notmaßnahmen an die UBS notverkauft werden. An diesem Fall sieht man, was man von den jahrelangen Märchen „Wir haben aus 2008 gelernt, die systemrelevanten Banken sind heute viel sicherer“ zu halten hat.
Mit Kopfschütteln denken wir heute an die Aussage der damaligen FED-Chefin Janet Yellen von 2017, sie glaube nicht, dass wir zu Lebzeiten nochmal eine Bankenkrise erleben werden. Nun, wer nicht in den letzten 6 Jahren verstorben ist…. Wir haben viel gelernt, aber die Konsequenzen waren nicht ansatzweise ausreichend. Hier wären Maßnahmen notwendig, deren Ergebnis wenig mit dem heutigen Finanzsystem zu tun hätte.
Nachdem einige regionale US-Banken kurzerhand „verstaatlicht“ wurden, hat es auch eine Schweizer Traditionsbank erwischt. Die Credit Suisse (CS), mit einer immerhin 160-jährigen Firmengeschichte, musste sich an die UBS verkaufen lassen. Jahrelanges Missmanagement waren die offiziellen Gründe, aber eben auch ein hohes Engagement in Hoch-Risiko-Verbriefungen von gehebelten Übernahmegeschäften. Man fühlt sich abermals an die Zeiten von 2008 erinnert.
Auch wenn jede der bisher gestrauchelten Banken ihre individuellen Gründe mitbrachte… wenn die Löwen die Gazellen jagen, erwischt es die Kranken und Lahmen zuerst…und es sind noch viele Gazellen angeschlagen.
Die Probleme im Bankensegment werden täglich größer. Es wird vermutet, dass alleine die US-Banken auf ca. 620 Mrd. USD an nicht realisierten Kursverlusten aus Anleihen sitzen. Diese sind durch den schnellen Zinsanstieg der letzten Monate verursacht worden. Darüber hinaus ziehen aktuell – wie bereits erwähnt – weitere dunkle Wolken auf für Banken im Bereich der Immobilienkredite. Insbesondere Kredite auf Gewerbe und Büroimmobilien könnten zunehmend zum Problem werden.
Dominiert wird dieser Markt für Gewerbeimmobilien in den USA von den kleineren Regionalbanken, die mehr als zwei Drittel dieser Kredite in ihren Büchern haben. Ein zunehmendes Misstrauen gegenüber Einlagen bei Banken ist zu erkennen. Bankkunden ziehen verstärkt ihre Guthaben ab und investieren diese in Geldmarktfonds, „Too-Big-to-Fail“-Banken, Gold, Kryptos und eben Technologieaktien.
Doch wenn viele kleine Banken kippen, wird es auch für die größeren gefährlich. Die Google-Suchanfragen für den Begriff „credit crunch“ (Kreditklemme) explodierten in den vergangenen Wochen auf den höchsten Stand seit 2009.
Die weiteren Erwartungen für die Aktienmärkte liegen zwischen den Extremen. Die Flucht raus aus dem Geld – aus Angst vor schließenden Banken – kann den derzeit begonnenen Anstieg der Aktien bis zu einem massiven „Melt-Up“ verstärken, der die Kurse kurzfristig stark ansteigen lässt. Die dadurch inzwischen wieder erreichten Bewertungsniveaus stehen – nach einem seit langer Zeit erstmals fairen Bewertungsniveau Ende 2022 – bereits wieder in einem ungesunden Verhältnis zu Unternehmensgewinn und –perspektive.
Gleichzeitig kann genau dieses schwindende Vertrauen in die Banken jederzeit zum gleichen Einfrieren der Kreditmärkte wie 2008 führen, mit der Folge, dass die weltweiten Investoren alles schnell Verfügbare – was sie zum Teil eben erst teuer gekauft hatten – wieder verkaufen müssen, um die Liquidität zur Erfüllung ihrer täglichen Verpflichtungen zu generieren, was die Aktienmärkte (wie auch Gold, Krypto etc.) wieder massiv einbrechen lassen würde. Genau das hatten wir im Herbst 2008 erlebt. Wie sich innerhalb dieser möglichen Extreme die klassische Wirtschafts- und Unternehmensgewinnentwicklung auf die Märkte auswirkt, ist dabei kaum mehr zu antizipieren.
Aus diesen Gründen fühlen wir uns mit unserer Strategie, die sich automatisch an die Marktentwicklungen anpasst, ausgesprochen wohl. Wir müssen nicht wissen, was die Märkte als nächstes tun, wir passen uns schnell und flexibel an.
Die Absicherungsquote des Fonds passt sich dabei automatisch und dynamisch an die Marktgegebenheiten an, sodass wir auch an einem steigenden Markt zunehmend partizipieren würden.
Marktentwicklung im März 2023
Der S&P 500 ist im Berichtszeitraum (01.03. bis 31.03.23) um 4 % gestiegen. Der technologielastige Nasdaq 100 verbuchte ein Plus von 10,41 %.
Unser Vergleichsindex MSCI World Value Net (EUR) fiel aufgrund des schwachen US-Dollar um 3,06 % von 152,47 auf 147,81. Der Dirk Müller Premium Aktien Fonds konnte 0,41 % zulegen und handelte per Ende März 2023 bei 83,72 Euro. Der offensive Fonds gewann 3,56 % von 98,84 auf 102,36.
Mit den besten Wünschen für eine glückliche Zeit
Ihr
Dirk Müller & Fonds Team