An den internationalen Kapitalmärkten herrschte während der letzten Wochen starke Unsicherheit über die weitere Entwicklung, was sich in einer breiten Seitwärtsbewegung widerspiegelt. Der Angst-Indikator von CNBC, auch Fear & Greed Index genannt, befindet sich noch immer im Fear (Angst) Bereich.
Der breite S&P 500 Index aus den USA ist mit einem Minus von fast 20 Prozent seit Jahresanfang endgültig im Bärenmarkt angekommen. Dazwischen gab es – wie aktuell – immer wieder kurzlebige Kurserholungen, die sich bislang stets als reine Bärenmarkt-Rallys erwiesen haben an und nicht als nachhaltige Trendwende.
Inzwischen haben auch große US-Bankhäuser, die noch Ende 2021 zu Zukäufen rieten, ihre Einschätzung um 180 Grad geändert und sehen nun weiteres Verlustpotential des S&P-Index von bis zu 3000 Indexpunkten, was weiteren 22 % Verlust entsprechen würde. Während Deutschland wie das Kaninchen auf die Schlange hinsichtlich der Entscheidung Russlands in Bezug auf künftige Gaslieferungen starrt, warten die internationalen Investoren auf die in den kommenden Wochen anstehenden Unternehmensdaten zur Berichtssaison. Vor allem dem individuellen Ausblick auf die kommenden Monate wird hier besonderes Gewicht beigemessen.
Zinserhöhungen durch die globalen Zentralbanken sind Gift für die Börse und die Wirtschaft. Durch die hohe Inflation haben die Währungshüter in den USA gar keine andere Wahl als eine Art Vollbremsung herbeizuführen. Wie schon oft beschrieben, wäre eine Stagflation die Folge. Die EZB ist im Dilemma entweder die Inflation auf gleiche Weise zu bekämpfen und damit eine Eurokrise 2.0 auszulösen – Stichwort Italien -, oder die Südländer mit neuen Anleihekäufen zu stabilisieren und damit die Inflation in Europa noch weiter durch die Decke zu jagen.
Die zehnjährigen US-Zinsen liegen bei rund drei Prozent und Marktbeobachter gehen von weiter anziehenden Zinsen in Richtung vier Prozent aus. Die Spannung im System ist überall spürbar, ganz egal, ob in den USA oder hier in Europa. Der Unterschied hinsichtlich der Renditen in Europa ist bemerkenswert. In Deutschland bekommt man für 10-jährige Staatstitel rund 1,17 %, in Frankreich 1,78 % und in Spanien 2,40 %. Italienische Renditen liegen bei 3,23 % und in Griechenland sogar bei 3,45 %. Unterschiedlicher könnte unser Europa nicht sein und dies zeigt einmal mehr das fragile Konstrukt des Euroraumes.
Was wir derzeit erleben ist genau das Szenario, das wir vor Jahren erwartet haben, für das wir den Fonds gebaut haben. Jetzt geht es einerseits darum Verluste möglichst zu vermeiden und zugleich die Grundlage für die Kursgewinne NACH dieser Börsen- und Wirtschaftskrise zu legen. Dafür haben wir die Strategie in den vergangenen Wochen sukzessive dem Plan entsprechend angepasst, um rechtzeitig nach oben dabei sein zu können. Noch gilt als oberste Prämisse aber die Verlustvermeidung. Wer 10 % verloren hat, muss nur elf Prozent steigen, um beim Einstand zu sein. Wer 50 % verloren hat, der muss 100 % zulegen, um die Verluste wettzumachen.
Der S&P 500 ist im Berichtszeitraum (11.05. bis 15.07.) um 1,83 % gefallen. Die Verliererliste ist aber sehr ausgeprägt und zeigt die Sektoren und Einzelaktienverluste sehr genau. Aktien von Kreuzfahrtunternehmen verloren über 45 %, Einzelhändler und Reiseportale rund 30 %. Auf der Gewinnerseite findet man Energie -und Biotechaktien mit Kursgewinnen um plus 40 % bzw. 25 %. Der technologielastige Nasdaq 100 verbuchte ein Plus von 0,13 %. Auch hier ist die Schere zwischen Verlierern und Gewinnern weit offen und teilweise über 80 %.
Unser Vergleichsindex MSCI World Value Net (EUR) fiel 0,7 % von 148,26 auf 147,23. Der Dirk Müller Premium Aktien Fonds fiel in diesem Zeitraum um 0,8 % auf 89,52.
Um den oben beschriebenen Marktgegebenheiten Rechnung zu tragen, haben wir uns von einigen europäischen Aktien getrennt. Verkauft haben wir Equinor, Diageo, Atlas Copco und Straumann. Neu aufgenommen haben wir die Aktie von Adobe.
Adobe entwickelt, vertreibt und unterstützt Computersoftware und -technologie. Das US-Unternehmen erlaubt Nutzern, Informationen über Druck- und elektronische Medien darzustellen, wir kennen wohl alle den Adobe Reader und nutzen ihn täglich. Der Umsatz von Adobe soll bei ca. 17 Mrd. USD (2022 Schätzungen) mit einer Bruttomarge von über 88 Prozent liegen. Netto werden um die 35 Prozent vom Umsatz erwartet. Der Free Cash-Flow soll sich auf sieben Milliarden USD belaufen. Die nächsten Zahlen kommen Mitte September 2022.
Bereits berichtet hat die UnitedHealth Group. Der Umsatz für das zweite Quartal 2022 lag bei 80,3 Mrd. nach 71,3 Mrd. USD in Q2 2021. Die operativen Kosten stiegen auf 73,2 Mrd. nach 65,3 Mrd. USD. Der operative Ertrag wuchs jedoch auf 7,1 Mrd. nach noch 5,9 Mrd. USD. Netto verdiente man 5,2 Mrd. nach 4,37 Mrd. USD. Sowohl das Medical Ratio (Anteil an medizinischen Kosten im Verhältnis zur erhaltenen Prämie) mit 81,5 % nach 82,8 % als auch die allgemeine Kostenquote von 14,6 % nach 14,5 % lagen im Rahmen der Erwartungen. Das Kundenwachstum war gut und auch der Auftragseingang bei Optum war sehr erfreulich. Der Ausblick wurde leicht angehoben.
herzlichst
Ihr
Dirk Müller & Fonds Team